Hochschulschrift (Dissertation)
Institut für Erziehungswissenschaft, Berufspädagogik mit Schwerpunkt Technikdidaktik (BPT), Universität Stuttgart, 2022
URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:93-opus-ds-120387 (last check 2022-11-22)
Mit dem Einsatz innovativer Technologien in Lern- und Arbeitsprozessen werden vor dem Hintergrund der Digitalisierung und Industrie 4.0 multiple Potenziale verbunden. Insbesondere immersive virtuelle Lern- und Arbeitsumgebungen (Virtual Reality, kurz IVR) bieten vielversprechende Möglichkeiten, um das Lernen und Arbeiten gewinnbringend zu unterstützen. Unter IVR werden computergenerierte Darstellungen verstanden, welche dreidimensional und interaktiv sind. Die Nutzenden können über natürliche Benutzerschnittstellen regelrecht in die virtuelle Umgebung „eintauchen“. Der in der Arbeit bilanzierte Forschungsstand zeigt, dass zu Beginn der Forschungsbemühungen allerdings nur wenig über die Technologieakzeptanz von IVR und den entsprechenden fördernden und hemmenden Faktoren bekannt ist. Unter der Technologieakzeptanz wird die „positive Annahmeentscheidung einer Innovation durch die [Anwenderinnen und] Anwender“ (Simon, 2001, S. 89) verstanden. In Anbetracht dieser Forschungslücke besteht das zentrale Forschungsvorhaben der vorliegenden Arbeit deshalb in der Generierung eines Beschreibungs- und Erklärungswissens zur Technologieakzeptanz von IVR bei (potenziellen) Nutzerinnen und Nutzern.
Ein theoretischer Rahmen zur Digitalisierung der Arbeitswelt, zu Virtual Reality Technologien und zur Technologieakzeptanz sowie eine Übersicht über den entsprechenden empirischen Forschungsstand führen in die Thematik ein. Die Arbeit umfasst vier empirische Studien zur Untersuchung der Technologieakzeptanz von IVR. In der ersten Studie werden die theoretischen Annahmen des Technology Acceptance Models (TAM) in Bezug auf die Technologieakzeptanz von IVR empirisch geprüft. Das TAM geht davon aus, dass die Nutzungsintention von Informationstechnologien hauptsächlich von der wahrgenommenen Nützlichkeit und Benutzerfreundlichkeit beeinflusst wird. Studie 1 untersucht in diesem Zusammenhang die Technologieakzeptanz und die nutzerbezogenen Faktoren Alter und Vorerfahrung mit der Technologie im Rahmen einer quantitativen Fragebogenerhebung mit (potenziellen) Nutzerinnen und Nutzern von IVR. Die zweite Studie fokussiert die Technologieakzeptanz eines virtuellen Verkaufsraums und bezieht neben den Kernfaktoren des TAM die soziale Norm, wahrgenommene Verhaltenskontrolle sowie die organisationsbezogenen Faktoren Unterstützung durch die Führung, Anwendertraining und Anwendersupport in die Betrachtung ein. Die Datenerhebung erfolgt ebenfalls mittels eines quantitativen Fragebogens. In der dritten Studie wird eine virtuelle Lernanwendung für Bedienerschulungen formativ im Hinblick auf die Technologieakzeptanz, User Experience und den Lerntransfer von virtuell gelerntem Handlungswissen auf reale Tätigkeiten mittels einer qualitativen Videoanalyse evaluiert. Die vierte Studie zielt auf die Identifikation von weiteren nutzerbezogenen, organisationsbezogenen und insbesondere technologiespezifischen fördernden und hemmenden Faktoren im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie mit Experten ab.
Die Ergebnisse zeigen, dass das TAM auch als geeignete Grundlage zur Untersuchung der Technologieakzeptanz von IVR herangezogen werden kann und die wahrgenommene Nützlichkeit sowie Benutzerfreundlichkeit einen Einfluss auf die Nutzungsintention haben (Studie 1). Ebenso beeinflusst die wahrgenommene Verhaltenskontrolle die Nutzungsintention und die organisationalen Faktoren hängen positiv mit den TAM-Faktoren zusammen (Studie 2). Es wird verdeutlicht, dass mit der Untersuchung innovativer Technologien auch neuartige methodische Zugänge in Forschungsbemühungen einhergehen müssen (Studie 3). Weitere nutzerbezogene, organisationsbezogene und technologiespezifische Einflussfaktoren auf die Technologieakzeptanz werden für den Einsatz von IVR in Lehr-Lernkontexten identifiziert (Studie 4).
Zusammenfassend lassen sich auf der Basis der eigenen Forschungsergebnisse und unter Berücksichtigung der Limitationen praxisrelevante Ansatzpunkte zur Steigerung der Technologieakzeptanz von IVR ableiten.
In the context of digitalisation and Industry 4.0, the use of innovative technologies in learning and working processes is associated with multiple potentials. In particular, immersive virtual environments (Virtual Reality, IVR) offer promising possibilities to support learning and working. IVR refers to computer-generated representations that are three-dimensional and interactive. Users can literally "immerse" themselves in a virtual environment via natural user interfaces. However, the state of current research as outlined in the thesis shows that only a little is known about the technology acceptance of IVR and the corresponding promoting and inhibiting factors. Technology acceptance is understood as users‘ positive adoption decision of an innovation (Simon, 2001). Therefore, the central research aim of the present work is to generate descriptive and explanatory knowledge on the technology acceptance of IVR among (potential) users.
A theoretical framework on digitalisation processes, virtual reality technologies and technology acceptance, as well as an overview of the corresponding empirical state of research introduce the topic. The thesis includes four empirical studies to investigate the technology acceptance of IVR. In the first study, the theoretical assumptions of the Technology Acceptance Model (TAM) are empirically tested with regard to the technology acceptance of IVR. The TAM assumes that the intention to use information technologies is mainly influenced by perceived usefulness and ease of use. In this context, study 1 investigates technology acceptance and the user-related factors of age and previous experience with the technology in the context of a quantitative questionnaire survey with (potential) users of IVR. The second study focuses on the technology acceptance of a virtual sales room and, in addition to the core factors of the TAM, includes the social norm and perceived behavioural control, as well as the organisational factors of support by management, user training and user support. Data collection is also carried out by means of a quantitative questionnaire. In the third study, a virtual learning application for operator training is formatively evaluated with regard to technology acceptance, user experience and the learning transfer of virtually learned action knowledge to real activities by means of a qualitative video analysis. The fourth study aims to identify further user-related, organizational and, in particular, technology-specific facilitating and inhibiting factors within qualitative interviews with experts.
The results show that the TAM can also be used as a suitable basis for investigating the technology acceptance of IVR and that perceived usefulness and ease of use have an influence on the intention to use (Study 1). Similarly, perceived behavioural control influences usage intention and organisational factors are positively related to TAM factors (Study 2). It is made clear that the study of innovative technologies must be accompanied by novel methodological approaches in research efforts (Study 3). Further user-related, organisational and technology- specific factors influencing technology acceptance are identified for the use of IVR in teaching- learning contexts (Study 4).
In summary, practice-relevant aspects for increasing the technology acceptance of IVR can be derived on the basis of the research results and taking into account the limitations.